Gerber/in
Die Handwerker/innen der Lederverarbeitung

Du packst gern an, hast ein ausgeprägtes Gespür für Materialien und bist fasziniert davon, wie aus rohen Tierhäuten und -fellen hochwertige, langlebige Lederprodukte entstehen? Wenn du dazu noch chemisch interessiert, sorgfältig und ein/e echte/r Spezialist/in für die Veredelung von Naturmaterialien bist, dann könnte der Beruf als Gerber/in genau das Richtige für dich sein! Als dieser Profi bist du der/die Spezialist/in für die Umwandlung von Tierhäuten in Leder. Du sorgst dafür, dass dieses vielseitige Naturmaterial seine Strapazierfähigkeit, Geschmeidigkeit und Ästhetik erhält, die es für die Herstellung von Schuhen, Kleidung, Möbeln oder Accessoires so begehrt macht.
Was lernst du als Gerber/in?
Als Gerber/in ist dein Alltag geprägt vom Umgang mit großen Mengen an Häuten, dem Einsatz verschiedener Chemikalien und Maschinen und der genauen Kontrolle komplexer Prozesse. Du bist gleichermaßen Chemiker/in, Maschinenführer/in, Materialprüfer/in und Umweltbewusste/r. Deine Tätigkeiten sind vielfältig und erfordern sowohl körperlichen Einsatz als auch technisches Verständnis und höchste Präzision:
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Vorbereitung der Rohhäute: Zuerst bereitest du die rohen, oft salzkonservierten Tierhäute vor. Du weichst sie ein, reinigst sie gründlich von Schmutz und Fleischresten und entfernst Haare mechanisch oder chemisch (Äschern). Dieser Schritt ist entscheidend für die Qualität des späteren Leders.
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Gerbung: Dies ist der zentrale Prozess. Du gerbst die Häute, um sie haltbar, unverweslich und geschmeidig zu machen. Es gibt verschiedene Gerbverfahren, wie die Chromgerbung (schnell und effizient) oder die pflanzliche Gerbung (umweltfreundlicher und für bestimmte Lederarten). Du überwachst die Gerbfässer, mischst die Gerbstoffe nach Rezeptur und kontrollierst die Prozesszeiten und Temperaturen genau.
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Zurichtung und Veredelung: Nach der Gerbung folgt die Zurichtung. Du spülst, walzt, spülst erneut und entwässerst die Leder. Dann teilst du sie, scherst oder schleifst die Oberflächen, um die gewünschte Dicke und Textur zu erhalten. Auch das Färben des Leders gehört zu deinen Aufgaben. Du tauchst die Leder in große Färbemaschinen oder trägst Farben und Prägungen maschinell auf.
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Trocknen und Weichmachen: Du spannst die Leder auf Rahmen oder trocknest sie maschinell. Anschließend werden sie physikalisch (z.B. durch Walken in speziellen Maschinen) oder chemisch (durch Fetten) weich und geschmeidig gemacht.
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Oberflächenbehandlung: Um dem Leder den letzten Schliff zu geben, wendest du verschiedene Oberflächenbehandlungen an. Dazu gehören das Polieren, Bügeln, Prägen mit Mustern oder das Auftragen von Schutzschichten gegen Nässe oder Schmutz.
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Qualitätskontrolle: Du prüfst das fertige Leder auf Farbechtheit, Reißfestigkeit, Gleichmäßigkeit, Narbenbild und andere Qualitätsmerkmale. Jede Charge wird sorgfältig begutachtet.
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Wartung und Umweltschutz: Du bist für die Pflege und Wartung der Gerbereimaschinen zuständig und achtest streng auf die Einhaltung von Umweltschutzvorschriften, insbesondere bei der Abwasseraufbereitung und der Entsorgung von chemischen Reststoffen.

Warum solltest du Gerber/in werden?
Dein Arbeitsplatz ist vorwiegend in Gerbereien oder bei Lederherstellern. Du arbeitest in großen Produktionshallen, oft in der Nähe von Maschinen und Fässern, und bist Teil eines Teams, das dafür sorgt, dass aus einem Naturprodukt ein vielseitiger Werkstoff wird.
Gerber/in: Das ist die Ausbildung
Die Ausbildung zum/zur Gerber/in ist ein anerkannter dualer Ausbildungsberuf und dauert in der Regel 3 Jahre. Du lernst im Ausbildungsbetrieb, der meist eine spezialisierte Gerberei ist, die praktischen Fertigkeiten direkt an den Maschinen, in den Fässern und bei der Bearbeitung der Häute. Du machst dich mit den verschiedenen Gerbverfahren, dem Einsatz von Chemikalien und der Qualitätskontrolle vertraut. In der Berufsschule (oft in Blockform an spezialisierten Standorten) erwirbst du die notwendigen theoretischen Grundlagen über Häutekunde, Chemie und Biologie (insbesondere der Gerbprozesse), Verfahrenstechnik, Maschinen- und Anlagentechnik, Werkstoffkunde Leder, Qualitätsmanagement, Umwelt- und Arbeitsschutz.
Inhalte deiner Ausbildung sind unter anderem:
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Häutekunde: Du erwirbst detailliertes Wissen über die Beschaffenheit, Herkunft und Konservierung von Tierhäuten und -fellen.
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Chemische Grundlagen der Gerbung: Du beschäftigst dich intensiv mit den chemischen Reaktionen während des Gerbprozesses, den Eigenschaften von Gerbstoffen und den Auswirkungen auf das Leder.
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Mechanische und physikalische Verfahren: Du machst dich mit dem Einsatz von Maschinen für das Äschern, Spalten, Schleifen, Färben, Trocknen und Weichmachen des Leders vertraut.
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Qualitätsmanagement: Du lernst, die Qualität des Leders in allen Produktionsstufen zu beurteilen und Prüfverfahren anzuwenden.
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Umwelt- und Arbeitsschutz: Du erhältst umfassende Kenntnisse über den sicheren Umgang mit Chemikalien, die Abfallentsorgung, Abwasserreinigung und die Einhaltung von Sicherheitsvorschriften in der Gerberei.
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Verfahrenstechnik: Du lernst, Prozessabläufe in der Gerberei zu verstehen, zu steuern und zu optimieren.
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Warenkunde Leder: Du erwirbst Wissen über verschiedene Lederarten, ihre Verwendungszwecke und Eigenschaften.
Was du mitbringen solltest:
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Einen guten Hauptschulabschluss oder einen mittleren Schulabschluss
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Technisches Verständnis und handwerkliches Geschick
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Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern (insbesondere Chemie und Biologie)
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Sorgfältige und präzise Arbeitsweise
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Körperliche Fitness und Belastbarkeit (Arbeit in feuchter Umgebung, Umgang mit schweren Häuten)
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Keine Empfindlichkeit gegenüber Gerüchen
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Teamfähigkeit und Verantwortungsbewusstsein
Deine Karriere als Gerber/in
Der Beruf des Gerbers/der Gerberin ist ein traditionsreiches Handwerk, das sich ständig weiterentwickelt, insbesondere in Bezug auf Umweltstandards und neue Gerbtechnologien. Hochwertiges Leder ist ein gefragter Naturwerkstoff, der in vielen Industrien benötigt wird. Der Bedarf an qualifizierten Fachkräften, die diesen komplexen Veredelungsprozess beherrschen, ist stabil. Deine Jobchancen sind gut, wenn du dich für das Material begeisterst und bereit bist, dich kontinuierlich weiterzubilden:
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In Gerbereien und Lederfabriken
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Bei Herstellern von Lederwaren, Schuhen oder Bekleidung (mit eigener Gerberei)
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In der Automobilindustrie (für Leder-Innenausstattungen)
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In der Forschung und Entwicklung von neuen Gerbverfahren
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Als Selbstständige/r (eher selten, oft in spezialisierten Kleinbetrieben).
Deine Weiterbildungsmöglichkeiten sind vielfältig und eröffnen dir neue Karrierewege:
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Gerbermeister/in: Dies ist die höchste Qualifikation im Handwerk. Sie qualifiziert dich für die Betriebsleitung, die Ausbildung von Lehrlingen und für die Eröffnung eines eigenen Gerbereibetriebs. Zudem vertieft sie deine Kenntnisse in Verfahrenstechnik, Betriebswirtschaft und Qualitätsmanagement.
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Techniker/in (Fachrichtung Chemische Technik, Verfahrenstechnik oder Ledertechnik): Eine Weiterbildung an einer Fachschule, die deine Kenntnisse in den chemischen und technischen Prozessen der Lederherstellung vertieft und dich für anspruchsvolle Aufgaben in der Produktion, Qualitätssicherung oder im Umweltschutz qualifiziert.
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Spezialisierung: Du kannst dich auf bestimmte Lederarten (z.B. Feinleder, Industrielieder), Gerbverfahren (z.B. vegetabile Gerbung) oder auf die Bereiche Forschung und Entwicklung, Qualitätskontrolle oder Umweltschutz spezialisieren.
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Ausbilder/in: Wenn du dein Wissen und deine Erfahrung gerne an den Nachwuchs weitergeben möchtest, kannst du dich zum/zur Ausbilder/in qualifizieren.
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Studium: Mit der Hochschulzugangsberechtigung (z.B. mit Fachabitur, Meistertitel oder Techniker) kannst du Studiengänge wie Chemieingenieurwesen, Umwelttechnik, Materialwissenschaften oder Textil- und Ledertechnik in Betracht ziehen. Dies ermöglicht dir den Zugang zu akademischen Positionen in der Forschung, Entwicklung, Prozessoptimierung oder im höheren Management der Lederindustrie.
Darum solltest du Gerber/in werden:
Hier sind vier Gründe, warum du eine Ausbildung zum/zur Gerber/in machen solltest:
- Du interessierst dich für Natur und Umwelt. Als Gerber/in bist du dafür verantwortlich, aus Tierhäuten hochwertiges Leder herzustellen. Du arbeitest mit natürlichen Rohstoffen und hast die Möglichkeit, etwas Nachhaltiges zu schaffen.
- Du bist handwerklich geschickt und hast ein gutes Auge für Details. Gerber/innen müssen sorgfältig und präzise arbeiten, um hochwertiges Leder herzustellen. Du solltest daher handwerklich geschickt sein und ein gutes Auge für Details haben.
- Du bist kreativ und hast ein gutes Vorstellungsvermögen. Gerber/innen können Leder in verschiedenen Farben und Ausführungen gestalten. Du solltest daher kreativ sein und ein gutes Vorstellungsvermögen haben.
- Du hast gute Zukunftsaussichten. Der Beruf des/der Gerber/in ist gefragt und bietet gute Verdienstmöglichkeiten.
Wenn du diese Voraussetzungen erfüllst, solltest du dir eine Ausbildung zum/zur Gerber/in näher anschauen. Es ist ein abwechslungsreicher und anspruchsvoller Beruf mit guten Zukunftsaussichten.
Vergütung: Gerber/in
Jahr | Vergütung |
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1. Ausbildungsjahr | 650 EUR |
2. Ausbildungsjahr | 765 EUR |
3. Ausbildungsjahr | 875 EUR |
Fazit: Handwerker/innen der Lederverarbeitung
Wenn du eine Tätigkeit suchst, die deine handwerklichen Fähigkeiten mit chemischem Verständnis, technischem Know-how und der Faszination verbindet, aus einem Naturprodukt einen vielseitigen und nachhaltigen Werkstoff zu schaffen, dann bietet dir der Beruf als Gerber/in eine spannende und überaus "beständige" Zukunft!
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