Als Betrieb mit ADHS umgehen und davon profitieren
Konzentrationsschwäche oder Assoziationsstärke?
ADHS - das versteckte Potenzial?
ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist heutzutage schon fast ein Buzzword, das viele abtun. Dabei sind die Betroffenen und ihre Leiden real. In vielen Fällen können Sie dieselbe Leistung nur unter großer Anstrengung erbringen, die andere Menschen scheinbar so leichtfällt. Daher gestaltet sich der Arbeitsmarkt als eine große Herausforderung. Dabei können Unternehmen von Menschen mit ADHS profitieren, wenn sie sich auf ihre Bedürfnisse einlassen.
3-4 Millionen Menschen mit ADHS in Deutschland
In Deutschland gibt es rund zwei bis drei Millionen erwachsene Menschen, die ADHS haben. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kolleg/innen aus dem eigenen Betrieb eine entsprechende Diagnose haben. Und dabei tritt ADHS von Mensch zu Mensch unterschiedlich auf. Das landläufige Bild von ADHS sind aufgedrehte Kinder, die nicht stillsitzen können, doch oftmals findet die Störung ausschließlich im Kopf statt. Reize können nicht korrekt gefiltert werden, sodass Betroffene von einer Steten Flut an Informationen überfordert werden. Den Fokus zu finden und zu halten, stellt oft eine große Herausforderung dar, schließt erfolgreiches Arbeiten aber keineswegs aus. So gibt es Menschen mit ADHS, die mit einer Excel-Tabelle nichts anfangen können, aber auch andere, die die darin vorgegebenen Strukturen besonders hilfreich finden.
Wie sich ADHS ausdrückt
ADHS lässt Erwachsene oft in sich kehren und Tendenzen von Selbstzweifeln und Impulsivität verstärken. Der Umgang mit den eigenen Emotionen fällt vielen schwer. Ein Hinweisen auf einen Fehler kann dazu führen, dass sich Betroffene auf das Negative versteifen und verschließen sich vor Lob. Impulsiv kommt es zum Widerstand, was zu Auseinandersetzungen am Arbeitsplatz führen kann. Doch auch hier gilt, dass nicht alle Betroffenen dieselben Reaktionen haben.
Doch Menschen mit ADHS können auch einen großen Mehrwert für Unternehmen darstellen. Gerade, wenn es um die Improvisation und das Neudenken von Aufgaben und Projekten geht, überzeugen Neurodiverse Menschen mit unkonventionellen Lösungsansätzen. Genau dieses „Neudenken“ kann auch kleinen Unternehmen einen großen Mehrwert verschaffen. Dienst, der immer nur nach Vorschrift ist, bietet selten Raum, um neue Wege zu gehen. ADHSler können dabei helfen mögliche neue Wege zu entdecken.
Unter Druck können viele Menschen ADHS bestens improvisieren, was sie oftmals zu guten Ersthelfenden macht, wenn es im Betrieb zu einem Unfall kommt. Der sogenannte Hyperfokus ist eine Phase, in der Betroffene sich scheinbar unendlich lang auf eine Aufgabe konzentrieren können – wenn diese interessant erscheint. So können Entwickler/innen mit ADHS stundenlang am Stück programmieren oder zahlenfixierte Menschen scheinbar als einzige einen Fehler in den Unterlagen finden. Auch werden zwischenmenschliche Spannungen von Menschen mit ADHS oft als erste wahrgenommen, sodass frühzeitige Gegenmaßnahmen eingeleitet werden können.
So profitieren Unternehmen von ADHS
Wie können Unternehmen sich also anpassen, um einen Profit aus der Neurodiversität zu schlagen und um die Menschen tatsächlich zu unterstützen? Es beginnt, wie vieles, auf der Führungsebene und endet im gelebten Alltag. Unternehmensführungen müssen erkennen, dass Menschen unterschiedlich sind. Einige sind besser, andere sind schlechter für bestimmte Aufgaben geeignet. Doch es gibt einen Platz für jeden und jede, an dem er oder sie sein volles Potenzial ausschöpfen kann und dies auch gerne tut – wenn die Rahmenbestimmungen stimmen. Das bedeutet, dass es im Unternehmen die Offenheit geben muss, um über solche Themen zu sprechen. Führungskräfte müssen eine Bereitschaft zum Ausprobieren zeigen und erkennen, welche Stärken wie eingesetzt werden können und auf welche Schwächen besonders Rücksicht genommen werden sollte. Manchmal kann es aber auch so einfach sein, wie ein paar Noise-Cancelling Kopfhörer und Lichtblenden bereitzustellen, um Reize zu mindern, oder aber dynamisches Arbeiten oder die Arbeit im Home-Office anzubieten.
Auch kann die Feedback-Kultur angepasst werden. Da viele Betroffene ADHSler sich auf negatives Feedback konzentrieren und anschließend keine offenen Ohren für Positives haben, hilft es schon, wenn das positive Feedback am Anfang steht. Wichtig ist offen über die Angelegenheit zu sprechen, um zu klären, welche Bedürfnisse erfüllt sein müssen, damit ein Mensch arbeiten kann und welche Reize ausgesetzt werden sollten, um zusätzlichen Stress zu vermeiden. Dafür braucht es ein aufrichtiges Interesse am Menschen und das ist die Aufgabe einer guten Führungskraft.
Menschen mit ADHS sollen nicht in eine privilegierte Sonderrolle rutschen, in der sie alle Wünsche erfüllt bekommen, immer in Schutz genommen werden und nur in bestimmten Nischen performen können. Es geht darum, dass das gesamte Arbeitsteam bestmöglich funktionieren kann. Menschen, die in bestimmten Situationen vielleicht als Querulanten auffallen, tun dies nicht immer, weil sie wollen, sondern, weil sie manchmal nicht anders können. Doch anstatt einen weiteren Konflikt für das ganze Team daraus zu machen, hilft es auf die Menschen, mit denen man arbeitet zu hören.
Fazit – ADHS eine Herausforderung mit Potenzial
Ein Team funktioniert am besten, wenn alle Mitglieder ihre volle Leistung abrufen können. Dafür braucht es bei Menschen mit ADHS manchmal etwas mehr Feingefühl. Stigmatisierung und eine „starke Hand“ helfen nicht, sondern sorgen nur für noch mehr Konflikte. Wer wirklich helfen will, muss zunächst einmal zuhören und Betroffene ernstnehmen.
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