Wie hilft die Arbeitgebermarke Unternehmen, die passenden Azubis zu finden?
Ein Gespräch mit Tobias Herrmann von der Employer Branding Allianz
Tobias, warum sollten sich Unternehmen überhaupt mit ihrer Arbeitgebermarke beschäftigen, wenn sie Azubis suchen?
Weil Jugendliche heutzutage ganz anders entscheiden als noch vor wenigen Jahren. Zum einen möchten Jugendliche meistens in ihrem gewohnten Umfeld bleiben. Zum anderen vergleichen und hinterfragen sie. Sie wollen wissen, wofür ein Unternehmen steht. Eine klare Arbeitgebermarke schafft hierbei Orientierung. Ohne dieses Fundament bleibt Recruiting, auch bei der Ausbildung, Zufall.
Was ist für junge Menschen heute besonders wichtig?
Sie suchen Sicherheit und Zugehörigkeit, gleichzeitig möchten sie Freiraum, Perspektiven und eine Aufgabe, die Sinn ergibt. Und sie erwarten Ehrlichkeit. Wenn ein Unternehmen das offen kommuniziert, steigt die Chance, dass sich die Richtigen bewerben.
Viele Firmen sagen: „Wir bieten doch gute Bedingungen, warum sieht das keiner?“ Woran liegt das?
Oft sind diese Stärken nicht sichtbar oder zu allgemein formuliert. „Tolles Team“ und „gute Entwicklungsmöglichkeiten“ liest man überall. Azubis brauchen konkrete, echte Einblicke. Wenn Unternehmen das nicht liefern, landet ihre Anzeige unter dem Radar.
Wie hilft eine Arbeitgebermarke konkret bei der Azubi-Gewinnung?
Sie bringt das auf den Punkt, was ein Unternehmen wirklich unterscheidet. Sie übersetzt das in klare Botschaften und wiederholbare Inhalte. Das macht die Ansprache konsistent, glaubwürdig und für junge Menschen verständlich. Dadurch fühlen sie sich eher abgeholt. Und können sich identifizieren.
Viele Betriebe haben wenig Zeit. Was ist der erste einfache Schritt?
Mit den eigenen Auszubildenden sprechen. Was gefällt ihnen wirklich? Warum haben sie sich für das Unternehmen entschieden? Die Antworten bilden schon die Basis für eine erste authentische Arbeitgeberbotschaft. Man braucht dafür kein großes Budget.
Welche Rolle spielt Social Media in diesem Prozess?
Eine zentrale. Hier informieren sich die meisten Jugendlichen. Wenn ein Unternehmen dort zeigt, wie es wirklich ist, wirkt das stärker als jede Hochglanzkampagne. Kurze Einblicke, reale Stimmen, echte Szenen aus dem Alltag, das überzeugt. Ein großer Gewinn ist dabei, wenn Azubis selbst zu Wort kommen oder sogar die Social Media Arbeit selbst gestalten. Da kann man ruhig auch mal etwas wagen.
Was macht eine gute Azubi-Anzeige aus?
Sie muss sofort verständlich sein. Klare Überschriften, konkrete Vorteile, einfache (besser: nahbare) Sprache. Und gern ein persönlicher Zugang: Wer ist die Ansprechperson? Wie sieht der Arbeitsalltag aus? Wo liegen die Chancen? Je menschlicher, desto besser. Augenhöhe?
Wo scheitern Unternehmen am häufigsten?
An der Geduld. Eine Arbeitgebermarke wirkt nicht von heute auf morgen. Sie baut Vertrauen auf und positioniert das Unternehmen langfristig. Wer nur auf schnelle Bewerbungseingänge hofft, wird enttäuscht. Wer es strategisch angeht, gewinnt nachhaltig.
Wie erkenne ich, ob meine Arbeitgebermarke funktioniert?
Der Arbeitgeber wird zur Pull Marke. Die Auszubildenen bewerben sich von selbst. Und die Bewerbungen passen besser.
Dann laufen auch die Gespräche entspannter, weil die Erwartungen klar sind. Und wenn Auszubildende sagen: „Genau so habe ich es mir vorgestellt.“ Das ist das stärkste Signal für eine funktionierende Marke.
Was möchtest du Unternehmen zum Schluss mitgeben?
Junge Menschen wollen keine perfekte Inszenierung. Sie wollen Echtheit. Wenn Unternehmen offen zeigen, wer sie sind, was sie gut können und wofür sie stehen, finden sie automatisch die, die zu ihnen passen.
Eine starke Arbeitgebermarke bietet all das. Sie aufzubauen und zu pflegen ist kein Luxus. Sie ist die Grundlage dafür, Azubis – und Mitarbeiter – zu gewinnen, die bleiben.
Über Tobias Herrmann
Tobias Herrmann ist Mitgründer der Employer Branding Allianz. Der Verbund aus verschiedenen Agenturen hat sich darauf spezialisiert Arbeitgebermarken aufzubauen, zu stärken und auf die Zielgruppe (die benötigten Fachkräfte) zuzuschneiden, um Unternehmen in Sachen Mitarbeitergewinnung und -haltung zu unterstützen. Der Bereich Ausbildung und Fachkräfte von Morgen ist in diesem Zusammenhang natürlich ebenfalls sehr interessant.
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