KI in der Ausbildung – hilfreich oder hinderlich?
KI - der schnelle Helfer oder nachhaltige Lernerfolg?
Und dann war die KI da
Wir leben in einer neuen Welt. Künstliche Intelligenz ist nicht mehr wegzudenken. Gerade Gen Z und Gen Alpha sind Digital Natives und wachsen in die Nutzung von KI hinein. Doch wie gehen Unternehmen damit um, wenn Antworten sofort zur Verfügung stehen? Doch nutzt es mehr als dass es schadet? Leidet die Qualität der Ausbildung, wenn Fachwissen nicht mehr erlernt werden muss, sondern auf Knopfdruck zur Verfügung? Oder ist die KI ein Werkzeug, das die Ausbildung sinnvoll ergänzt? Wir wollen auf dem Thema herumdenken und ein paar Sichtweisen aufzeigen.
KI ist nicht gleich KI
Wenn „KI“ gesagt wird, wird oftmals ChatGPT (OpenAI) gemeint. Dabei ist KI ein viel zu vager Begriff, um abzubilden, welche Einsatzmöglichkeiten es gibt. Gerade im medizinischen, technischen oder im Informatikbereich gibt es viel tiefergehende Modelle, die komplexe Datensätze analysieren, um neue und wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Hier wäre eine händische Arbeit zu komplex oder schlicht nicht leistbar. Die meisten Anwendungsfälle von KI entfallen aber auf KI-Chatbots (ChatGPT), um die klassische Recherche zu ersetzen. Anstatt in Google einen klaren Such-String einzugeben und sich durch verschiedene Quellen zu klicken, um Wissen richtig zu suchen, liefern ChatBots schnell und bequem Antworten. Daran ist per se nichts dran auszusetzen. Problematisch wird es, wenn man durch die permanente Nutzung verlernt die eigenen kognitiven Fähigkeiten zu nutzen und zu schärfen und sich blind auf die KI und ihre Antworten verlässt. Denn Fehler sind nicht ausgeschlossen - mehr noch, sie sind häufig.
Bulimie-Lernen: Wenn Wissen nicht mehr behalten wird
Fun Facts: Das sind kurze Wissens-Happen, die in den meisten Fällen aufschnappt und weitergegeben und dann auch wieder vergessen werden. Das tiefere Wissen und das „Warum“ dahinter fällt meist komplett flach. Zwar kann man mit Chatbots eine Menge lernen, allerdings muss dafür im Vorfeld das Interesse zum Lernen vorhanden sein. In der Realität werden jedoch nur schnelle Antworten gesucht. Dabei verkümmert die Fähigkeit sich in ein Thema einzuarbeiten (so zumindest die These). Vielleicht kann der ein oder andere das Wissen beibehalten, doch ohne klare Lern-Didaktik bringen Wissenshappen wenig. Grundlagen müssen auf klassische Art gelernt und erlebt werden. Nur dann kann weiteres Wissen nachhaltig auf diesem Fundament fußen.
Grundlagen sind das A und O
Tischler/in: Wie ein Stück Holz oder Metall zuzurichten ist, das muss man mit seinem Körper lernen. Einmaliges Machen oder eine Anleitung von der KI helfen wenig, wenn es darum geht selbstständig gute Arbeit abzuliefern.
Kaufleute: Im Kontakt mit Kunden müssen soziale Interaktionen erlernt werden, damit ein sicherer Umgang entstehen kann. Dafür kann die KI Tipps geben, aber sprechen muss man am Ende selbst können.
Rechtsanwaltsfachangestellte: KI schreibt einem in Sekundenschnelle Texte, doch wenn man keine analytischen Fähigkeiten erlernt hat, fällt es umso schwerer zu beurteilen, ob und warum ein Text gut oder schlecht ist.
Grafikdesigner/innen: Entwürfe sind mit einem Knopfdruck von der KI erstellt, doch einen klaren Grund für einzelne Muster, Linien oder Materialentscheidungen gibt es nicht, somit bleibt die sie leblos und kann in Menschen nicht dasselbe auslösen, wie das, was wirklich Kreative mit ihrer Arbeit schaffen. Doch für die Ideensammlung, schnelle Entwürfe, auf denen man aufbauen kann, kann KI hilfreich sein.
KI im Handwerk? Machbar und sinnvoll
Klassisches Handwerk beschäftigt sich noch immer mit den Händen. Körperliche Arbeit lässt sich nicht durch eine KI ersetzen und so werden beispielsweise Winzer/innen auch in Zukunft in Person auf dem Hang bleiben und sich um die Ernte kümmern müssen. Doch auch hier gibt es sinnvolle Anwendungsgebiete für KI. So kann zum Beispiel eine automatisierte Videoüberwachung der Felder dabei helfen den perfekten Erntezeitpunkt zu erkennen oder einen Befall durch Schädlingen schnell einzudämmen. Auch können Auch kann dadurch besser ermittelt werden, wie hoch die Ausbeute sein wird und wie viele Fässer und Flaschen für die Abfüllung bestellt werden müssen. Für mehr Einblicke empfehlen wir Ihnen unseren Beitrag Künstliche Intelligenz im Handwerk.
Dienstleistungen kann die KI bereits
In Anwaltskanzleien kann KI schon seit Langem dabei behilflich sein, um komplexe Klagen mit ehemaligen Fällen abzugleichen, sodass Anwälte sich zum Beispiel auf Präzedenzfälle berufen können. Doch nicht nur zur Recherche kann KI eingesetzt werden, sondern auch zur Formulierung von Schriftsätzen oder Interpretation von Gesetzestexten. In den USA haben KI Modelle bereits vor Monaten staatliche Examen bestanden und könnten theoretisch die Arbeit von Anwälten übernehmen. Das ewige Gedächtnis der Maschine ist dabei sehr viel zuverlässiger als das des besten Spitzenanwaltes. Und so stellt KI ein starkes Tool dar, auf das künftig keine Kanzlei mehr verzichten wird und dabei Azubis viel aufwändige Recherchearbeit erspart. Dennoch ist es hier wichtig und gesetzlich verpflichtend, dass ein echter Mensch Entscheidungen trifft und Urteile fällt.
Software von der Software – ein hilfreicher Assistent
Gerade im Bereich Informatik greifen Nutzende gerne auf KI als Assistenten zurück, um Basics programmieren zu lassen. So geht das Entwickeln sehr viel schneller von der Hand. Bei Fragen zu einzelnen Code-Zeilen kann die KI um Erläuterung gebeten werden. Alles sehr gut und sehr toll. Doch die KI macht auch Fehler und davon nicht zu wenig. Wer dann nicht weiß, was er eigentlich vor sich hat, hat es umso schwerer einen Fehler ausfindig zu machen und zu korrigieren. Auch hier gilt: Wenn die Grundlagen nicht sitzen, ist KI keine Hilfe. Aber wer sie beherrscht, hat mit der KI ein nützliches Tool, das die Arbeit sinnvoll ergänzen und erleichtern kann.
Datenschutzrisiken – Veröffentlichung von Firmengeheimnissen
Doch gerade der ungeschulte Umgang mit KI kann ein großes Risiko bergen. Viele Menschen klicken Cookie-Banner weg, ohne sich Gedanken darüber zu machen, welche Daten bei einem einfachen Besuch einer Webseite gesammelt werden und was bereits damit angestellt werden kann – es ist wirklich erschreckend… Mit KI-Chatbots ist das Ganze dann noch einmal ein paar Nummern extremer. KI-Unternehmen brauchen stets neue Informationen, um die eigenen Modelle zu trainieren, um einen Vorsprung vor der Konkurrenz zu haben. Und woher stammen diese Daten? Natürlich auch aus den jeweiligen Chat-Verläufen der User. Wenn der KI nun sensible Informationen gegeben werden, freut sich zwar das Silicon Valley, Ihr eigenes Unternehmen findet sich aber gegebenenfalls in einer misslichen Lage wieder. Alleine deswegen gilt es penibel darauf zu achten, dass Mitarbeitende – ja, auch die Informatik-Azubis – keine sensiblen Informationen mit einer KI teilen, nur, weil es die Arbeit ein wenig leichter macht. Es braucht Schulungen, um das Verständnis für Datensicherheit zu schaffen, denn das fehlt derzeit bei den allermeisten Leuten.
Fazit
Unsere vorerst abschließenden Gedanken: Das Handwerk jeder Ausbildung muss analog erlernt und verinnerlicht werden. Die Grundlagen müssen sitzen. Wenn das geschehen ist, kann KI als hilfreiches Tool zum Einsatz kommen, um den Output zu steigern und Zeit zu sparen, die sowohl Azubis als auch der Betrieb besser nutzen können. Doch dafür braucht es eines: Ausbilder/innen, die konsequent auf Grundlagen pochen, aber auch in der Lage sind zu sehen, welche Aufgaben durch KI ergänzt oder gleich abgenommen werden können. Vielleicht irren wir uns in diesem Punkt, doch wir sehen KI als ein Tool, das stark ist, einem aber einem erst helfen kann, wenn man die Grundlagen beherrscht, auf denen man aufbauen kann.
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